"Der 1. August ist unser Nationalfeiertag. Dieses symbolische Datum bildet jedes Jahr Brücken zwischen unserer Vergangenheit, den damit verbundenen Traditionen sowie unserer Zukunft und deren zugrundeliegenden Bestrebungen. Ein bestimmtes Bestreben ist für mich realistisch, denn es ist umsetzbar: eine drastische Reduzierung der Fälle von häuslicher Gewalt, die in unserem Land immer noch dramatisch hoch sind. Gemäss offiziellen Statistiken sterben in der Schweiz jedes Jahr durchschnittlich 13 Frauen und 1 Mann an den Folgen von Gewalt durch ihren Partner oder Ex-Partner.
Ein Teil der Vergangenheit ist mit dem Zeichen der Ignoranz befleckt. Seit Jahrzehnten gefährdet selbst in der Schweiz häusliche Gewalt die Privatsphäre. Die feministischen Bewegungen, gefolgt von legislativen Fortschritten wie dem Inkrafttreten des Bundesgesetzes über die Hilfe an Opfer von Straftaten, erinnern daran, dass diese Gewalt einen Schatten über unsere Gesellschaft wirft. Direkte und oft auch indirekte Opfer sind dabei die Kinder.
Von der Ignoranz sind wir somit zum Bewusstsein gelangt.
Ist häusliche Gewalt ein Drama ohne Ende? Natürlich nicht. Wir werden weiterhin die Dynamik, welche in den 1970er Jahren initiiert wurde, aufbauen und uns für die Stärkung der Rechte aller Opfer und die Gewährleistung ihrer Betreuung einsetzen (ich bin stolz darauf, dass das Genfer Beratungszentrum für Opfer von Gewalt zu den Institutionen gehört, welche unter der Aufsicht meines Departements stehen). Wir werden unsere Bemühungen zum Schutz von Kindern fortsetzen und uns weiterhin dafür engagieren, dass auch Hilfe an Gewalttäter geboten wird und die Ursachen für ihr gewalttätiges Verhalten aufgeklärt werden können. Die Schweiz ist bekannt dafür, kleine Schritte zu unternehmen, aber kennt den Weg, um mehr Rechte und Sicherheit für ihre Einwohner zu gewähren.
An diesem 1. August 2020 möchte ich an unser Bestreben erinnern, in einem Land zu leben, das die Gleichstellung von Frauen und Männern fördert.
Aus diesem Bewusstsein heraus sind wir bereit, eine Schweiz ohne häusliche Gewalt zu kreieren."
Thierry Apothéloz Genfer Staatsrat-Mitglied für sozialen Zusammenhalt Botschafter der Weissen Schleife Schweiz
Neue Workshops: Youth Engage-Weisse Schleife |